aha, machen wir doch, um KS's thread nicht mit diesem zeug zu belasten, einen neuen Thread auf: "roth against all odds" - habe, bevor sich alles mögliche in meinem Leben änderte, eine Meldung zum titelgebenden Event abgegeben und sehe meine Felle langsam davon schwimmen. Sind das wirklich nur noch 200 Tage? In 2006 mache ich jedenfalls nichts mehr ... guter Start als Rookie, nicht ...
... Radtraining bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ...
Die Beine fühlen sich heute morgen noch etwas müde an, nachdem mich Klugschnacker gestern mittag 4 1/2 Stunden im Nebel durch den nördlichen Breisgau gescheucht hat .
Egal. Heute morgen die Füße eine Lage dicker verpackt, nachdem gestern nach 2 Stunden die Zehen nicht mehr real existierten.
Der Plan ist, in die Höhe zu fahren und dem Nebel im Tal zu entgehen.
Und tatsächlich, im Wagensteigtal lichtet sich der Nebel, die Bäume sind in Reif getaucht, die ersten Sonnenstrahlen erreichen die Baumwipfel.
Dann kurz vor St. Märgen, die ersten Sonnenstrahlen. Die eiskalten Füße saugen jeden Sonnenstrahl auf, es ist bestimmt 7-8 Grad wärmer hier.
Auf der B 500 das Schwarzwaldpanorama vor uns. Freiburg und das Dreisamtal im Nebel, es ragen teilweise einige Baumspitzen heraus, über uns saftig grüne Wiesen und ein stahlblauer Himmel, keine einzige Wolke, der Feldberg schon in Schnee getaucht.
Ein Panorama zum Helden-zeugen ...
Der Rest wird ein Auf und Ab. Nebel, Sonne, Schatten, Wärme, Kälte. Dann die eiskalte Abfahrt. Zuhause angekommen steife Füße und Hände, erstmal auftauen. Als ich die Radflasche aus dem Halter nehme, sehe ich, dass sich Eisklumpen in der Apfelschorle gebildet haben ...
Aber wie schon ein gewisser L.A: sagte: pain is temporary, glory forever ... schöne Weihnachten noch ...
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Los geht's!
Heute endet das allgemeine Vorbereitungstraining und der erste große Ausdauerblock auf dem Weg nach Roth beginnt. Leider muss ich feststellen, dass zusammen mit meinem Körper auch meine Motivation in die Jahre gekommen ist. Bei meinen ersten Langdistanzen waren mir die ersten Vorbereitungswochen stets als spannende, unwiderstehliche Herausforderung erschienen, als gewaltiges Abenteuer, ein grandioses Spielfeld der sportlichen und charakterlichen Bewährung.
Jetzt ist nicht mehr viel davon übrig, Routine hat sich über die Jahre eingeschlichen, die ganz große Herausforderung als steter Fixstern meiner Gedanken ist verblasst. Finishen in irgendeiner Zeit – das gelingt mir nach all den Jahren Ausdauertraining auf jeden Fall, wenn ich gesund bleibe. Von diesem Minimalziel geht kaum noch ein Reiz für mich aus, der mich im Trainingsalltag durchhalten lässt. Die Hatz nach einer neuen Bestzeit ist andererseits auch vorbei. Zu viele private und berufliche Verpflichtungen fordern ihren Tribut. Nur schwer und mit schlechtem Gewissen schleiche ich mich immer wieder aus dem Alltag und mache "mein Ding".
Mein Ding – diese Formulierung klingt etwas egoistisch. Sie ist es auch. Hand auf's Herz: Wir sind nicht nur körperlich außergewöhnlich gut trainiert, sondern über die Jahre und Jahrzehnte auch topfit in den Kerndisziplinen Selbstmotivation, Zeitmanagement und Trotzdemtrainieren. Trotzdemtrainieren: Trotz Unlust, trotz schlechten Wetters, trotz Müdigkeit, aber manchmal auch trotz und unter Vernachlässigung von Freunden, Beruf, Familie und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Egoismus gegenüber anderen und perverserweise auch gegen sich selbst gehört zwangsläufig zu der extremen Herausforderung einer besonderen sportlichen Leistung dazu, wie der Rauch zum Feuer.
Kurz: Es gibt gute Gründe, die (zumindest in bestimmten Lebensphasen) gegen großen sportlichen Ehrgeiz im Triathlon sprechen. Diesen zu reduzieren und sich mit kleineren Zielen zufrieden zu geben um es nicht ganz sein zu lassen, das steht mir langsam bevor. Hut ab vor allen Athleten, die es bereits geschafft haben. Die ihren sportlichen Einsatz bewusst begrenzen und damit zwangsläufig und gewollt unter den Leistungen früherer Jahre bleiben – und dennoch Spaß am Finish haben. So ändern sich die Zeiten! Früher habe ich mit leicht herablassendem Großmut die Leute beklatscht, die Stunden nach mir ins Ziel kamen. Heute empfinde ich die 12- und 13-Stunden Finisher als coole Truppe, als Vorbilder, die etwas können, was mir schwerer fällt als jeder Ironman: Sie haben die Fähigkeit zum Kompromiss, zur bewussten Dosierung ihres Einsatzes, zur Zufriedenheit mit dem Erreichten. Mehr noch: Sie haben die Fähigkeit zum echten, inneren Finish, während ich nie wirklich angekommen bin.
Einmal mindestens muss ich noch nach Roth. Wenn meine triathletische Lebensphase langsam zu Ende geht, wenn "es" vorbei ist, will ich das in Roth erfahren und begreifen. Wo mir früher ein ehrgeiziges sportliches Ziel wie das Erklimmen einer Bergspitze erschien, bin ich dieses Jahr auf dem umgekehrten Weg: Ich renne ins Tal, raus aus dem Gebirge, ich will unten ankommen und beim Blick zurück einen gewaltigen Berg sehen. Und mich verabschieden.
Los geht's!
Heute endet das allgemeine Vorbereitungstraining und der erste große Ausdauerblock auf dem Weg nach Roth beginnt. Leider muss ich feststellen, dass zusammen mit meinem Körper auch meine Motivation in die Jahre gekommen ist.
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Einmal mindestens muss ich noch nach Roth. Wenn meine triathletische Lebensphase langsam zu Ende geht, wenn "es" vorbei ist, will ich das in Roth erfahren und begreifen. Wo mir früher ein ehrgeiziges sportliches Ziel wie das Erklimmen einer Bergspitze erschien, bin ich dieses Jahr auf dem umgekehrten Weg: Ich renne ins Tal, raus aus dem Gebirge, ich will unten ankommen und beim Blick zurück einen gewaltigen Berg sehen. Und mich verabschieden.
Viele Grüße,
Klugschnacker
Nach dem Lesen dieses Beitrags habe ich lange aus dem Fenster gesehen ... mit Gänsehaut !!!
Du beschreibst sehr treffend eine Situation in die wohl jeder ehrgeizige Triathlet irgendwirgendwann im Leben kommt und in der er dann dann den Abstieg nicht verpassen sollte. Ich werde am am 1.7. hoffentlich zufrieden im Tal ankommen.
Als Physiker müßtest Du eigentlich wissen, dass Leistung die Arbeit in der Zeiteinheit ist.
Wenn bei deutlich weniger Trainingszeit nur eine Stunde mehr zu Deiner Bestzeit rauskommt, ist doch die Leitung mindestens genauso gut.
Aber vieles kommt mir bekannt vor. Ich stehe schon länger im Tal - mein Berg war allerdings auch nicht so hoch ...
Aber einige haben schon richtigerweise bemerkt, dass das Training noch nicht sonderlich nachgelassen hat
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Vielleicht ist es gar kein Fehler, im Laufe seines Lebens die Prioritäten hin u. wieder zu verändern ;-) ich kenne vom Verein einige Beispiele, denen es ähnlich erging.
nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Triathlon Karriere wurde ein Haus gebaut, eine Familie gegründet, leichter Bauchspeck angesetzt. Nachdem die Kinder nun schon aus dem Gröbsten raus sind, das Haus steht, wieder (etwas) mehr Zeit zum Training vorhanden ist, starteten einige dieses Jahr einen neuen Anlauf ... mit großem Erfolg ;-)
Andererseits finde ich es auch klasse, mit welcher "Lässigkeit" manche das Training u. die Wettkämpfe an sich durchziehen und dabei das Training "nur" soviel Zeit in Anspruch nimmt wie gefeiert wird.