IM Mar del Plata
Mein sportliches Jahr hat eine Entwicklung genommen wie ich sie weder geplant noch gehofft hatte. Nachdem ich im Laufe des Frühjahrs ins Auge gefasst hatte an dem IM 70.3 Astana teilzunehmen um evtl. die Quali für die 70.3 WM in Südafrika zu schaffen, musste ich aus beruflichen Gründen kurzfristig umdisponieren und habe mich Anfang Juni für den IM Hamburg angemeldet. Dies jedoch ohne große Ambitionen, einfach um einen IM in einer für mich möglichst guten Zeit zu finishen. Ich muss dazu sagen, dass ich ohne Trainer und im wahrsten Sinne des Wortes planlos trainiere. Ich habe keine Lust mich zum Sklaven eines Trainingsplans zu machen. Das heißt selbstverständlich nicht, dass ich wenig trainiere.
Der IM Hamburg lief dann erstaunlich gut, ich hatte als Dritter meiner AK die Quali für die WM in Hawaii um ca. 2 Minuten verpasst und mir wurde bewusst, dass ich in meiner AK durchaus konkurrenzfähig bin. Bei einem optimalen Wettkampf möglichst ohne beim Marathon kotzen zu müssen und vielleicht ein wenig Glück könnte die Quali für Hawaii möglich sein.
Mein Trainingskumpel rief mich gleich nach dem Wettkampf an und meinte ich müsse unbedingt dieses Jahr noch einen Ironman machen um die Quali für Hawaii zu holen und der IM Mar del Plata sei genau der Richtige: Letztes Jahr um die 1100 Starter und Zeiten, die machbar sind (wohlgemerkt: letztes Jahr) Außerdem besonders interessant: Dieses Jahr Kontinentalmeisterschaft mit 75 Slots!!!!
Mein Kumpel meinte noch, dass es auch unbedingt noch dieses Jahr sein muss, da ich eine bomben Rad- und Laufform habe und es im nächsten Jahr als dann 58 Jähriger in der AK 55 auf jeden Fall deutlich schwerer wird.
Das war einleuchtend und in der Tat bin ich dieses Jahr so viel Rad gefahren wie noch nie und meine Laufperformance war auch ok. Schwimmen ist bei mir traditionell eher schwach.
Wir haben uns also beide Anfang August für den IM MdP angemeldet, Flüge und Hotel gebucht und fleißig bis zum Wettkampf weitertrainiert, was nach einer langen Saison manchmal nicht einfach war.
Bis 2-3 Wochen vorher erfuhr man vom Wettkampf fast nichts (u.a. Höhenprofil der Radstrecke, Starterliste, Verpflegung an der Strecke). Erst dann hat die Homepage entsprechende Informationen hergegeben, Verpflegung an der Strecke jedoch immer noch nicht. Laut der ersten Starterliste waren ca. 830 Athleten angemeldet, was wohl einige bewogen hat, noch kurzfristig für den Wettkampf zu melden. Eine Woche später kam nämlich eine neue Liste mit dann ca. 1000 Leuten. In meiner AK kamen 8 Jungs hinzu wovon 4 im Oktober in Kona am Start waren und zwei weitere sehr stark einzuschätzende "Slotjäger", die dieses Jahr die Quali knapp verpasst hatten.
Am Dienstag vor dem Wettkampf war es dann soweit, wir sind nach Mar del Plata geflogen. Direktflüge gibt es natürlich nicht, man muss von Buenos Aires mit einem Regionalflieger weiterfliegen (ca. 50 min) Wenn man davon absieht, dass unsere Räder zunächst nicht ankamen, war die Reise recht unkompliziert. Was das Ganze doch etwas komplizierter machte, war, dass in Argentinien unfassbar schlecht bis gar nicht englisch gesprochen wird. Aufgrund dessen hatten wir auch wegen unserer nicht angekommenen Räder etwas Stress. Wir haben sie aber dann am nächsten Tag ins Hotel „geliefert“ bekommen, daher alles gut.
Am nächsten Tag sind wir einen Teil der Radstrecke abgefahren und fanden sie öde und langweilig. Man fährt aus der Stadt heraus, durch Vororte und immer an der Küste entlang, irgendwann zurück....und das dreimal. Straßenqualität ist eher schlecht und teilweise gefährlich. Riesen Schlaglöcher, die sie dann am Wettkampftag zumindest teilweise markiert hatten und Panzerplatten mit zentimetertiefen Fugen in Fahrtrichtung!!Wenn man eins der Schlaglöcher oder so ne Fuge trifft, ist das Rennen wahrscheinlich vorbei. Es hatte ordentlich Wind aus Nord-Ost (+-5 Bft.) auf dem Weg aus der Stadt heraus hatte man den Wind seitlich von vorne auf dem Rückweg entsprechend von hinten. (zurück hat’s Spaß gemacht )
Wir haben jetzt von der Stadt und Umgebung nicht besonders viel gesehen, hatten aber den Eindruck, dass man in Mar del Plata nicht unbedingt gewesen sein muss. Irgendwie eine auf dem Reißbrett entworfene Retortenstadt. Argentinien dürfte in Richtung Anden (z.B. Weingegend um Mendoza) oder Patagonien wesentlich interessanter sein.
Nach unserer Sightseeingtour per Velo haben wir unsere Startunterlagen abgeholt. Es war alles etwas kleiner und beschaulicher und man musste etwas mehr Zeit mitbringen, jedoch nicht weil so viel los war. Die Messe war ziemlich klein und uninteressant.
Danach waren wir Essen und ich habe furchtbar schlechte Spaghettis gegessen....ich dachte bisher, bei Spaghetti kann man nicht viel falsch machen; doch das geht. Am Abend vorher hatten wir uns für eine landestypische Mahlzeit entschieden und waren im "Meat Palace" Steak essen. War sehr gut und günstig, wie eigentlich alles im deutschen bzw. europäischen Vergleich ziemlich günstig ist.
Am nächsten Tag sind wir schwimmen gegangen ein paar Deutsche hatten uns vorher schon gewarnt, dass uns im Atlantik ordentliche Action erwartet. In der Tat sahen die Wellen ziemlich gruselig aus. Weder mein Kumpel noch ich sind jemals bei solchen Bedingungen schwimmen gewesen. Bei ca. 3 Meter (oder mehr?) hohen Wellen konnte man kaum herausschwimmen, jedenfalls war ein Schwimmen wie man es kennt unmöglich!!
Wenige Stunden vorher wurde ein Teilnehmer des IM (42-Jähriger Brasilianer) tot aus dem Wasser geholt. Wir waren nach dem Schwimmen in einem Restaurant essen, als dort die Nachricht als Breaking News in einem Laufband im Fernseher erschien. Später war dann das Briefing und wir waren gespannt was Ironman dazu sagen würde, auch angesichts der Wetter- und Wasserverhältnisse. Gesagt haben sie nichts, es gab neben den Informationen zum Wettkampf ein Mix aus Show und Klamauk.
Als das Briefing zu Ende war, kam eine Brasilianerin (Angehörige oder Freundin?) auf die Bühne und es gab einen kleinen Tumult. Sie wollte etwas ins Mikrofon sagen, was ihr aber verweigert wurde. Sie hat es dann ohne Micro gesagt, was aber kaum zu verstehen war, so dass die meisten immer noch nicht wussten was passiert war. Wir haben andere Teilnehmer des Briefings erst über das Unglück aufklären müssen.
Am Abend bei der Pasta-Party wurde dann doch etwas zu dem Todesfall gesagt, nämlich dass Ironman eine große Familie sei und wir heute morgen leider jemanden aus unserer Familie verloren haben. Die Party ging dann weiter, keine Schweigeminute oder sowas, Business as usual.
Am Samstag war Rad Check-in und die übliche Vorbereitung für den Wettkampftag angesagt. Das Wetter war bisher trocken und hatte sehr angenehme 20-24 Grad. Für Sonntag war jedoch eine Änderung der Windrichtung (Südwind) und deutliche Abkühlung vorhergesagt.
Fortsetzung folgt……