Sodala - es ist vollbracht. Seit Samstag darf ich mich Ultra-Runner nennen
Die Erholung nach dem Koasa-Marsch war gut. Am Wochenende zwischen den Rennen haben wir dann tatsächlich noch gemütlich die kleine Staufenstock-Überschreitung bei Bad Reichenhall gemacht mit 16 km mit 1.500 hm. Bergauf eher gemütlich, Flach- und Bergabpassagen gelaufen. Vom Bergab hatte ich dieses Jahr nie Probleme. Das ist sehr ungewöhnlich, entweder nach der ersten Bergtour im Frühjahr oder spätestens nach dem ersten Berglauf hab ich meistens zwei, drei Tage Probleme beim Treppensteigen. Ich führe es mal auf die konsequenten Umfänge über den Winter zurück. Da waren regelmäßig 50 km an zwei Tagen dabei und davon viel hügelig.
Am Freitag dann also die Anreise nach Reit im Winkl. Da war das Wetter noch gut. Am nächsten Morgen sollte eine Regenfront drüber ziehen, allerdings war nur leichter Regen gemeldet. Tatsächlich regenete es mind. bis 9 Uhr und das nicht zu knapp. Der Start war schon um 6 Uhr und die Nerven durch das knappe Frühstück etwas angespannt. Ab 5 Uhr sollte es das im Hotel geben (wir waren nicht die einzigen Läufer), leider wusste die gute Dame gar nicht was los ist und hat erst mal Joghurt und Käseplatten aufgetragen. Erst auf unsere Nachfrage hin gab es dann Brot. Das plus Kaffee haben wir dann auf 10 Minuten runter geschlungen und sind ab zum Start. Dort angekommen begann es auch schon zu Regnen und alle druckten sich erst mal unter den Dächern rum und niemand wollte so recht durch die Ausrüstungskontrolle in den Startkanal. Zum Glück war es aber nicht sehr kalt und kurz vorm Start haben wir dann die Regenjacken ausgezogen und in die Laufwesten gepackt. Es sind viele mit Regenjacken losgelaufen, was ich nicht verstehen kann, wäre mir viel zu warm.
Zum Glück ging es wesentlich gemütlicher los, als noch vor zwei Wochen in Ebbs. Und das, obwohl die Starter der L-Strecke (38 km) mit dabei waren. Den ersten Anstieg über 400 hm konnte ich meinen Puls immer im optimalen Bereich halten, was die Nerven doch gut beruhigte. Es ging einen schönen Bergweg rauf und über eine Forststraße, noch immer im Wald runter. Fast ganz unten war dann die erste Verpflegungsstation. Gel, Iso und weiter ging´s. Kurz drauf hat mir fast die Hälfte meiner rechten Softflask ins Gesicht gespritzt. Ich bin total erschrocken und wusste nicht was los ist, bis ich dann gemerkt habe, dass sich das Beissventil verabschiedet hatte. Hätte noch versucht es zu finden, aber auf einem Kiesweg war das quasi unmöglich. Ich hab die Flasche dann in der Hand gehalten und bin erst mal weiter gelaufen. Das war natürlich scheiße so bald im Rennen, aber glücklicherweise sollte es ja nicht zu warm werden. Am Parkplatz Seegatterl trennten sich dann die Strecken und für mich begann der Anstieg zum Dürnbachhorn. Hier hab ich erst mal die Flask ausgeleert und bin dann flotten Schrittes rauf gestiefelt. Den Weg am Bach entlang kannte ich, allerdings von Skitouren im Winter. Ich hab dann noch eine Läuferin eingeholt und wir waren einige Zeit beieinander und haben uns gut unterhalten. Nach 900 hm kam die nächste Verpflegungsstation. Das tolle bei dem Rennen ist, dass Almen und Berggasthöfer die Verpflegung übernehmen. So war die VP drinnen und dort war es angenehm warm. Ich hab mir dann die kaputte Softflask halb aufgefüllt und mit einem Haargummi abgebunden. Sie sollte für den Rest meine Notfallverpflegung darstellen. Nach der Alm ging es erst mal technisch bergab bis zur Winklmoosalm.
Da wurden die Wege wieder breiter und erstmals ging es an Kuh- und Kälberherden vorbei. Die sorgten von nun an für den Rest des Rennens für Abwechslung und waren z.T. sehr an uns Läufern interessiert. Neben dem Skilift ging es zum Scheibelberg rauf und dann runter zum Zentrum des Skigebiets Steinplatte und zur nächsten Verpflegung. Hier war es noch so wolkig, dass man fast nichts sah, was in dem Fall nur gut war, da Skianlagen nicht so mein Fall sind.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon 26 km und über die Hälfte der Höhenmeter absolviert. Wir waren fünf Läufer/innen, die immer wenige hundert Meter auseinander waren und haben uns meistens an den VPs kurz gesehen. Ansonsten war es sehr einsam und das sollte sich erst wieder ändern, als die L-Strecke wieder mit der XL zusammen kam uns ich dort einige der Hiker einholte.
Ich verließ nun das Skigebiet Richtung Fellhorn und Straubinger Haus und es folgte der schönste Teil der Strecke. Nennt sich Gletscherblickweg und wäre bei schönem Wetter bestimmt toll gewesen. Die Sicht war leider noch immer schlecht, aber auch so war es landschaftlich total schön. In leichtem bergauf bergab ging es dahin, licht bewachsen, immer wieder Kühe. Auf Hälfte der Strecke kam ein private VP und dann endlich das Straubinger Haus. Hier wurde die Sicht besser mit Blick auf den Zahmen und Wilden Kaiser und auf der anderen Seite Richtung Chiemgauer Berge.
Jetzt waren die 40 km voll und es ging nur noch bergab. Erst ein toller felsiger Trail im Almengelände und dann hinein in den Wald über total matschige Wege Richtung Hindenburger Hütte. Das war so matschig, dass es teilweise nur noch rutschen war. Aber ich war stockbegeistert von meinen Schuhen. Die Salomon Sense Ride sind einfach eine Bank. Bis zum letzten Meter bequem, ein super Halt auf nassem Fels und auch im Matsch richtig gut. Bei der Hindenburg-Hütte gab es eine große Bratpfanne mit Kaspressknödeln. Das war mir allerdings zu gefährlich und ich hab lieber verzichtet. Der Weg wurde danach wieder steiniger und die Höhenmeter flogen nur so dahin. Es lief lang richtig gut von den Beinen her, nur zum Schluss raus wurde es etwas anstrengend, da ziemlich steil. Kein Wunder, das letzte Stück ging neben der Skisprung-Schanze runter, da muss es ja steil sein.
Unten angekommen folgte die letzte VP mit: Kaiserschmarrn
Auf den freute ich mich schon die ganze Zeit, hab aber nur eine kleine Portion genommen. Ich wusste nicht, wie mein Magen reagiert und ich war fälschlicherweise der Meinung, dass ich jetzt ins Ziel rollen würde, wie es morgens raus ging. Leider übersah ich dabei, dass noch 6 km fehlten und es ging wieder weg vom Ort und nochmal einen kleinen Anstieg rauf, da ist mir echt mal ein Flucherer über die Lippen gekommen, aber was hilft´s. Über steile Stufen wieder runter und durch eine Klamm, die hat uns kurz vorm Ort wieder ausgespuckt, aber es ging nochmal weg vom Ort und eine Schleife außen rum. Jetzt wollte der Kopf nicht mehr und das hat sich unmittelbar auf meine Beine ausgewirkt. Gefühlt kam ich gar nicht mehr vom Fleck und es war einfach nur noch zach. Da hab ich auch dann meine zwischenzeitliche Hoffnung begraben, unter 8 Stunden bleiben zu können. Ich hatte mir keine Zeit vorgenommen, da ich gar nicht wusste, wie ich so eine lange Distanz einschätzen sollte, aber an der letzten VP wären mir die 8 Stunden noch realistisch vorgekommen. Naja, hilft nicht. Irgendwann (rechtzeitig zur Siegerehrung) schlurfte ich dann ins Ziel, aber nicht klamm und heimlich, denn sie haben es doch mitbekommen und mich begrüßt, was ich sehr nett fand. Immerhin hatte ich mich ordentlich ins Zeug gelegt
Die Uhr stoppte nach 8 Stunden und 8 Minuten für 54 km und > 2.700 hm (lt. Veranstalter 2.200 hm, evtl. lag´s auch am Luftdruck, k.A., aber Komoot zeigt ja gerne mal zu wenig Höhenmeter).
Ich bin jetzt erst mal total happy, dass ich die Distanz geschafft habe. Es ist aber auch komisch, dass mein Jahresziel schon wieder hinter mir liegt. Während ich nach dem ersten Trail-Marathon meinte, 10 km gehen schon noch, bin ich mir jetzt grad nicht so sicher, wie noch länger noch gehen soll. Aber natürlich sind schon so Gedanken wieder da...
Den Mountainman in Reit im Winkl kann man uneingeschränkt empfehlen. Die Strecke bietet schöne gut laufbare Trails und auch mal Schotterstraßen zum rechten Zeitpunkt, weil auch rollen einfach mal nur gut tut. Die Organisation ist top und die VPs sind eine Schau. Mit schönem Wetter wär´s noch besser, aber da hat die Veranstaltung gerne mal Pech. Ab nächstem Jahr wird sie in den Oktober verschoben und dann soll es auch ein 80 km Distanz geben