Damals war ich ein 16 jähriges Pickelgesicht und hatte andere Probleme. Ich habs zwar mitbekommen, aber es hat mich null interessiert. Außer, dass ich auch gerne nen Hunni bekommen hätte!
Ich war einfacher Soldat zu der Zeit an der Berliner Grenze, bei den Pionieren. Unser Trupp durfte nie ohne Sicherungsposten raus an die Grenze. Wir rissen die Runden Beobachtungstürme ab und bauten die Eckigen auf. Später las ich das sie bei mir Angst hatten das ich abhaue, weil ich Westverwandschaft hatte. An dem Abend wurden wir in volle Alarmbereitschaft versetzt und zogen auf. Man war das beschissen, wehe da hätte einer die Nerven verloren. Im Nachhinein betrachtet zeigte sich wie labil das ganze Machtgefüge war. Aber auch das alle Organe kopflos und trotzdem sehr zurückhaltend waren. Was danach kam, war für viele im Osten ein richtiger Schock. Es hat ganze Generationen aus der Bahn geworfen, das wirkt in einigen Regionen bis heute noch. Aber wenn ich mir die Chancen der jungen Leute ansehe bin ich doch froh das es so gekommen ist.
Ich war in Basdorf bei Berlin meine 18 Monate Grundwehrdienst "ableisten".
Das war Bereitschaftspolizei und wir hatten schon Wochenlang vorher kaum Ausgang, ein Einsatz nach dem andern in Berlin.
Am 9 bekam ich dann mal wieder Ausgang und war mit der Freundin zu Hause -Essen, trinken und .... aber kein Radio und kein Fernsehen. Dann hab ich mir gegen 24:00 ein Schwarztaxi na Basdorf besorgt und der Typ hat mir irgendwas von Grenze erzählt, ich hab es nicht so richtig wahr genommen ich war nur müde, glücklich und wollte ins Bett.
In der Kaserne angekommen fing der UVD an " Du kommst jetzt noch wieder........." egal ich will schlafen.
01:00 steht der Typ vor meinem Bett und schüttelt an mir rum "loa wach werden AAAALLLLAAARRRMMMM" nach ner Stunde Schlaf hab ich mir die Uniform wieder angezogen und wurde mit dem LKW und dem Rest der Leute die noch nicht in der Stadt waren zum Brandenburger Tor gefahren.
Dort standen wir rum und sollten aufpassen das keine Panik ausbricht oder Unfälle passieren.
Ständik kamen Westberliner an die uns Zigaretten und Alkohol anboten, aber die kack Offiziere passten auf das wir nix nahmen.
Ende Dezember bekam ich dann meinen Personalausweis wieder und durfte auch mal rüber, gerade noch rechtzeitig für das Begrüßungsgeld.
Mein Vater war Geschichtslehrer. Die Tage vor dem Mauerfall haben wir begonnen, "Die aktuelle Kamera" zu gucken, parallel zu den Westnachrichten. Meine Familie hat nie viel Fernsehen geguckt, in den Tagen saßen wir gefühlt stundenlang davor. Ein paar Tage nach Grenzöffnung sind wir Richtung Grenze gefahren (war nicht weit von uns) und für mich was als das 13jährige ganz deutlich spürbar, dass etwas ganz Großes passiert.
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Team PHenomenal Hope - für eine Zukunft ohne Lungenhochdruck
In der Nacht selbst habe ich nix mitbekommen, bin vermutlich mal wieder in einer dunklen Kneipe versackt. Nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit, unweit vom Adenauerplatz, standen ein paar Jungs vor der Telefonzelle und meinten "haste mal ne Mark?". Verpisst euch, dachte ich mir. Später wurde dann klar, dass die einfach mal bei Mutti anrufen wollten.
Bin dann, wie geplant, mit einem Kumpel nach West-Deutschland. War uns nicht wirklich klar, das wir mit tausenden anderen am Freitag-Nachmittag vor Marienborn stehen werden. Hat uns eigentlich nur genervt, wir hatten Termine in WoB und die Trabbis stanken !!!!
Auf der Rückfahrt nach B war dann mehr los. Wir haben auf Höhe Magdeburg 2 Tramper aus Ost-Berlin mitgenommen. Das wir nicht in Dreilinden reinkommen war klar, so weit ging das an dem WE noch nicht. Also sind wir außen um gefahren und haben die im Prenzlauer Berg abgesetzt. Mein Gott war das alles dunkel damals dort.
Wir wollten dann über Bornholmer Str. zurück nach West-Berlin, die Grenzer haben uns aber nicht gelassen. Der Sprit reichte nicht, um nach Dreilinden zurück zu fahren. Und eine offene Tanke gabs am Sonntag-Abend um 22:00 im Osten auch nicht.
Dann haben wir die nächste Grenze angefahren, wieder nix. Dann zur nächsten, schon ziemlich weit südlich, da hats dann geklappt, die haben uns durchgewunken. Der Wagen blieb dann in Rudow am Straßenrand stehen, und wir mit den Öffis nach Hause.
Hab den Text gerade dem besagten Kumpel geschickt. Er hat mich noch darauf hingewiesen, dass wir zur Völkerverständigung gleich erst mal ordentlich gekifft haben. "Die waren gut bedient" meint er.
Wir wollen hier ja schließlich bei der Wahrheit bleiben....
Geändert von schoppenhauer (15.11.2019 um 10:15 Uhr).
Ich. Weiss. Es. Nicht.
Keine Ahnung.
Aber 89-90 hab ich gekeult, 7Tage die Woche, also Samstagmittag aus der Firma raus, an die Autobahntanke, wo ich gejobbt hab, Spätschicht von Zwo bis Zehn, heim ins Bett und um Sechse Frühschicht bis Zwo.
Wundert mich nicht, wenn da von aussen nix an mich drang.
Ostern 90 hatte ichs aber schon geschnackelt, s Motorrad geschnappt und bin nach Eisenach gefahrn.
Hatte geschneit, war sackkalt, der Gestank auf den Strassen der mit Briketts geheizten Öfen ist mir bis heute präsent, meine Landkarte war grottenschlecht 'da drüben' und die örtliche Beschilderung, wie ich im Nachhinein erfahren hatte, darauf ausgerichtet, den auf Zonengebiet vorgedrungenen Klassenfeind zu verwirren.
Das ist gelungen und ich bin schleunigst retour in' Westen, weil die Schlangen vor den Ost-Tanken so unfassbar lang waren.
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Irgendwo, irgendwann, begegnest auch du mal dem Sensenmann. Und in dem Moment denkst gewiss nedd ‘Oh! Ich hätt im Leben viel öfter ins Büro gesollt!‘
zusatzfrage an die ossis...wer weiss noch, was er mit seinem begrüßungsgeld gekauft hat? bei mir waren es keine bananen, sondern ne roxette platte und coladosen. und ich war überrascht, dass man bei den dosen den deckel nicht wie in den coolen filmen abziehen, sondern nur eindrücken konnte :-)
später dann für 42 mark ne karte für mein erstes westkonzert.....depeche mode im oktober 1990 in berlin.
und woran ich mich noch erinnere....die längsten schlangen gab es in berlin vor den beate uhse shops.......