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Alt 16.12.2018, 15:36   #357
BunteSocke
Szenekenner
 
Benutzerbild von BunteSocke
 
Registriert seit: 07.06.2012
Beiträge: 3.121
An manchen Tagen ist alles anders...

... das fürchtete ich bereits, als ich gestern den Wetterbericht studierte und feststellte, dass Petrus auch für heute nur Temperaturen um den Gefrierpunkt vorgesehen hatte. Bäh! War ich doch früher total kälteresistent, bei bereits unter 15°C regelmäßig im T-Shirt unterwegs, gut gelaunt und mit maximal dünnen Handschuhen auch bei -10°C gerne draußen, empfinde ich heute bereits sämtliche Temperaturen unter 10°C als absolute Zumutung. Von allem unter 0°C überhaupt nicht zu reden.

Aber fein. Ich muss nicht laufen sondern darf...

Dachte an Euer Daumendrücken, FMMT und Hoppel - vielen Dank dafür. Einfach zu Hause bleiben war irgendwie trotzdem keine Option.

Nach einer gut geschlafenen Nacht ein erster Blick auf das Thermometer - mein erhofftes Wunder blieb aus. Erwartete Minusgrade, mein Wettkampfstimmung ließ auf sich warten. Zweiter Blick auf die Waage!? Besser nicht, schnell wieder runter. Nächster Blick auf die Uhr, ich hatte Zeit. Mein Plan: möglichst spät loszufahren um sofort aus dem Auto springen zu können zum Loslaufen. Gesagt getan, blöderweise war ich dann so spät, dass ich auf meinem "Stammparkplatz" schon mal keinen Parkplatz mehr bekam. Hmmmmpf. DAS war natürlich nicht mehr eingeplant. Half aber nichts, also im ziemlich zugeparkten Wohngebiet auf Parkplatzsuche gegangen, endlich was gefunden. Blick auf die Uhr. Mist, wurde immer später. Half weiterhin nix, ich musste auch noch für kleine Mädchen und steuerte unmittelbar die elendig lange Schlange vor den sparsamen WCs an. Dass auch nach mir noch Damen kamen tröstete mich etwas, änderte aber nichts daran, dass ich mittlerweile recht unentspannt war. Die Durchsage, dass es noch 30 Sekunden bis zum Start wären und den lautstark runtergezählten Countdown durfte ich weiterhin in meiner Warteschlange genießen ... SO spät war ich in der Tat noch nie, letztlich aber kein Drama, da man auch entspannt noch ein paar Minuten später loslaufen kann. Das Warmlaufen also komplett gecancelt, aus der angenehmen Wärme raus, direkt den Start angesteuert und los. Da ich eh plante 15 km zu laufen, war ein Warmlaufen auch nicht soooooo wichtig ...fand ich... außerdem war ich ja schon den Weg vom Auto getrabt.

Ich war überrascht, dass es offenbar keine Seltenheit war ein paar Minuten später zu starten, jedenfalls war ich nicht allein... und ich sammelte ein. Die Damen, die noch einige Minuten zuvor vor mir in der Klo-Schlange standen, Smalltalk haltende Herren, gut gelaunte joggende Ladies älteren Jahrganges, die fröhliche Kommentare zu meiner Weihnachtsmannmütze von sich gaben. Hmmmm, sooooooo auf der Überholspur zu sein, war mir in der Tat neu, zum Teil konnte ich mir ein Wundern nicht verkneifen, dass man tatsächlich auf einem ausreichend breiten Weg zu mindestens viert nebeneinander laufen konnte um sicherzustellen, dass auch kein anderer vorbei konnte . Die ersten Kilometer liefen gefühlt locker. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich derzeit so zu laufen in der Lage war. Um mich nicht unnötig zu stressen, vergrub ich meine Uhr unter meinen gefühlt siebenundzwanzig Shirt-Schichten und beließ sie dort auch einfach unbesehen bis zum Ende. In der Regel liefert mein Gefühl mir ganz ordentliche Anhaltspunkte, wenn das Tempo irgendwie nicht passt, und darauf verließ ich mich einfach auch heute

Bei km 3 etwa ... ENDLICH!!! ... ein Mitstreiter, der ziemlich genau in meinem Tempo unterwegs war. Gelbe Laufschuhe, eine Laufhose mit weißen Streifen an den Seiten, schwarze Jacke, auffällige Kopfhörer. Hmmmmmm, offenbar war er auch eher spät losgelaufen, ansonsten hätte er schon viel weiter sein müssen *grübel*
Fröhlich klemmte ich mich an seine Fersen. Keine Ahnung, ob er das registrierte!? Ich glaube spätestens, als sein Tempo etwas zu schleifen begann und ich ihm ein Überholmanöver "androhte". Perfekt, sofort zog er das Tempo wieder leicht an. ... und so liefen wir und liefen und liefen.
Kurz vor km 5 fürchtete ich ernsthaft, dass er den Lauf beenden wollte, da er zu einem Spurt ansetzte, der mit meinem Plan die 15 zu laufen nicht sonderlich kompatibel war, aber er enttäuschte mich nicht. Bog brav auf die 2. Runde ab, trank einen Schluck am Verpflegungsstand, gab mir somit die Chance wieder aufzuschließen. Perfekt. Also weiter. Fühlte sich alles gut an, Tempo passte (zumindest ja gefühlt). Die zweite Runde verlief unspektakulär. Das Tempo gefühlt wie im Autopilot, wir mal nebeneinander, mal hintereinander. Würdigten uns keines Blickes. Er mit seinen Kopfhörern, ich machte mir Gedanken, wie ich den nun atmen wollte. Zwei Schritte ein - drei Schritte aus? Oder doch zwei Schritte ein und nur zwei Schritte wieder aus??? Einfach nur zu atmen war gerade ziemlich uncool und eignete sich auch nicht sonderlich zum Zeitvertreib...

Kurz vor Ende der zweiten Runde fürchtete ich erneut, dass mein gelbbeschuhter Mitstreiter einfach ins Ziel abbiegen würde. Die abgesetzten Kopfhörer und ein erneuter kleiner Spurt sprachen dafür (moment mal - oder wollte er mich einfach loswerden!??? ), aber nein, er lief brav weiter und weiter und weiter und wir wieder: mal nebeneinander, mal hintereinander. Einen nennenswerten Vorsprung konnte keiner von uns erringen. LÄUFT!!!

Das Tempo passte weiterhin, mittlerweile musste ich mir keine Gedanken mehr um die Atmung machen, ich atmete halt. Zwei Schritte ein, zwei Schritte aus. Zwei Schritte ein, zwei Schritte aus. Zwei ... die Beine fühlten sich unerwartet gut an, schneller ging es trotzdem nicht mehr.

Die Kälte spürte ich nicht mehr, der Kopf war leer. Zu rechnen gab es dieses Mal nichts, da ich meiner Uhr bisher tatsächlich keines Blickes gewürdigt hatte, die Laune passte.

Die dritte Runde näherte sich dem Ende, mein Mitstreiter zog erneut das Tempo an. Ich konnte es nicht mehr halten. Schade. Ich nahm mir vor, ihm im Ziel zu sagen, dass er mein Held des heutigen Tages war. Krass!!! 15 km gefühlt wie ein Uhrwerk, sehr stark!!! Aber - wie ärgerlich!!! ER BOG AUCH NOCH AUF DIE VIERTE RUNDE AB!!!!!!!!!!!!!!!!! Also lieber Mitstreiter. Solltest Du diese Zeilen hier lesen - JA!!! Du bist mein unangefochtener Held des heutigen Tages. 15 km wie ein Uhrwerk, die letzten 5 vermutlich auch noch. Ohne Dich hätte ich niiiiiiiieee so laufen können!!! Ich hoffe, ich bin Dir nicht allzudolle auf den (Weihnachts-)keks gegangen, ich fand es sehr nett mit uns

Im Ziel - der erste Blick auf die Uhr ... knapp über 1:11. Sehr gut!!! Mal schauen, was ich damit so reißen kann!

... aber erstmal nach Hause. Zum Auto gehen!? Nee falsch, so einfach nicht. Blöderweise hatte ich mir im Eifer des Gefechts nur so in etwa gemerkt, wo ich geparkt hatte ... typisch ich. So ging ich erwartungsgemäß zunächst in die falsche Richtung, freute mich, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit und ziemlich durchgefroren endlich angekommen war, und freute mich noch viiiiiiel mehr, als ich endlich in der heißen Badewanne auftauen konnte ...

Das Ganze noch kurz in Zahlen!??? Meine letztendlich 1:11:07 haben für die ges. 2./61 der 15km-Damen gereicht, den AK-Sieg der 6 Mitstreiterinnen meiner AK war ausnahmsweise mit knapp 15 Minuten Vorsprung auf die Verfolgerin entspannt zu erstreiten.

Obercool ... ich wünsche Euch einen gut gelaunten 3. Advent
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