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Alt 12.07.2022, 17:14   #109
quick-nick
Szenekenner
 
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Ort: Zürich
Beiträge: 466
Für alle, die es interessiert – mein Bericht wie es mir auf meiner ersten Langdistanz ergangen ist

Freitag Abend – Muskelverhärtung im rechten Gluteus: Wo kommt das auf einmal her? Ich habe im Tapering doch keine harten Einheiten mehr gemacht und mich immer gut gedehnt. Vielleicht war sogar die Blackroll Schuld?

Samstag - Vorbelastung - schwache Wattwerte bei hoher Herzfrequenz – was ist denn jetzt los? Bitte lass mich nicht noch irgendwas (Stichwort Corona) eingefangen haben. Das wäre nach all der Vorbereitung so bitter (und tut mir wirklich leid für alle die es vor dem Wettkampf dennoch erwischt hat)! Erstmal Fahrt von meiner Wahlheimat Zürich nach Thun per Bahn. Das war schon recht witzig - 2 andere Triathleten mit im Radabteil, die wie ich jeweils nervös aufgezuckt sind, wenn jemand mit Koffern oder Kinderwagen an den (aufgehängten) Rädern vorbeigelaufen ist oder sein normales Rad eingehängt hat. Dazu ein wackliger Kofferstapel fast direkt über den Laufrädern. Aber alles gut gegangen. Die Muskelverhärtung wird leider nicht mehr besser – die Frage ist nun: wird es gar nicht stören oder kann das evtl. einen Krampf beim Schwimmen (bisher nie gehabt) oder spätestens beim Laufen auslösen?

Sonntag - Aufstehen um 4.30 Uhr & per Bus zum Wettkampfgelände. Die grundsätzliche Organisation läuft wieder wie ein Schweizer Uhrwerk. Einzig die enge WC Situation vor dem Start war (mal wieder) schwierig, da wird echt mit dem Nerven der Athleten gespielt. Ich hatte durch die Wartezeit leider keine Zeit mehr zum Einschwimmen. Dann bereits im Startblock realisiert, dass meine Brille durch Sonnencreme nicht mehr wirklich klar war – nun auch zu spät. Aber keine Zeit zum grossen Nachdenken und ab ins 18 Grad warme Wasser. Auch wenn man beim Schwimmen ja selten auf die Umgebung achten kann – diese Szenerie war schon spektakulär mit dem Sonnenaufgang hinter Eiger, Mönch & Jungfrau. Einzig etwas unruhig war es beim Schwimmen, ich habe öfter mal Schläge auf die Füsse bekommen (das kannte ich aus meinen Mitteldistanzen in Rapperswil so nicht). Das wäre nicht so das Problem aber ich bilde mir ein das mein Zeitchip locker sitzt – diesen sollte ich besser nicht verlieren, also etwas raus aus dem Getümmel. Nach 1.15h ging es aus dem Wasser – alles im Plan, ich habe es konservativ angegangen und fühle mich gut.

Etwas unorganisiert durch die Wechselzone und ab auf die Radstrecke mit ca. 2000 Höhenmetern. Ich wollte das Radfahren ebenfalls vorsichtig angehen und nicht alles für eine <6h Zeit geben aber nach der erste Runde standen 2.47h auf dem Tacho. Respekt hatte ich aber vor der 120km Marke und das war dann auch der Zeitpunkt wo es zäher wurde – zudem kam Gegenwind auf und es kam zu einem ersten Tief, bei dem ich mich wirklich gefragt habe wie ich denn jetzt bitte noch einen Marathon im Anschluss laufen will. Energie nachgeschoben und ab km 150 ging es dann tatsächlich wieder besser und zurück Richtung Thun. Insgesamt eine wunderschöne Radstrecke mit Blick auf die Berge und besten Strassenbedingungen. Radfahren mit 5.47h beendet – trotz der deutlich schwächeren 2. Runde unter meiner Zielzeit.

Auf zu meiner (relativ gesehen) besten Disziplin. Mit 5.00 – 5.20er Pace (und daher ein bisschen zu schnell) angelaufen und mich dabei gut gefühlt. Es war etwas wärmer als erwartet aber doch deutlich angenehmer als die 34 Grad beim IM Rapperswil 70.3 3 Wochen zuvor. Km 19 mit einer Durchschnittspace von 5.22 passiert – bisher alles super. Ab der HM Marke wurde es dann aber extrem zäh. Ja ich hatte es erwartet, aber Vorstellung und Erleben ist dann nochmal etwas anderes. Die Oberschenkel und Waden waren komplett durch und ich musste die Pace auf knapp unter 6min drosseln. Nun standen über 2h Leiden an. Unterstützung meiner Supporter ("Das sieht sehr geschmeidig aus" – eine komplette Lüge, spätestens auf der letzten der 3 Laufrunden ) & witzige Schilder ("Enjoy, you paid to do this!") haben mich immer etwas aufgeheitert. Dazu die Aussage aus einem Interview von Anne Haug, die ich bis dato immer als lockeren bis nichtssagenden Spruch einer Ausnahmeläuferin betrachtet hatte – "Langsamer laufen bringt nichts, dann dauert es nur länger". Aber es ist leider wahr. Ob ich mich beim Gehen soviel besser fühlen würde? (auch wenn ich nichts lieber machen wollte als mich einfach auf die Wiese in den Schatten zu legen oder gleich in den See zu springen). Meine Herzfrequenz war völlig ok im (oberen) GA1 Bereich (in Rapperswil war dies völlig anders – auch hitzebedingt war der Kreislauf hier am Anschlag, die Beine hätten schneller laufen können). Aber gegangen wurde (abgesehen von ein paar kurzen Schritten an 2-3 Verpflegungsstationen) nicht mehr. Die Sub4 beim Marathon war nicht mehr ganz zu erreichen (am Ende wurden es 4.01h) und meine Wunschzielzeit von unter 12 Stunden war locker erreicht, dementsprechend ging es ohne "Zeitdruck" auf die letzten 2km. Endlich abbiegen in den Zielkanal um Paul Kayes "You are an Ironman!" mit meinem Namen zu hören.

11.15h – hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können. Total fertig aber einfach nur happy. Erste (vorschnelle?) Reaktion von mir zu Familie & Freunden: "Ich verspreche euch, so schnell mach ich das nicht wieder." Die Entbehrungen waren schon gross und der Marathon alles andere als spassig. Aber schauen wir mal – ich wäre sicher nicht der Erste, der sich dann doch wieder anders entscheiden hat Für den Sommer stehen aber nun erstmal entspannte Rennradausfahrten und keine weiteren Sportziele an. Für 2023 dann eventuell 2,3 Mitteldistanzen.

Von meiner Stelle hier auch nochmal vielen Dank für das wertvolle Feedback zu all meinen Fragen, ist wirklich eine klasse Community hier!

Geändert von quick-nick (12.07.2022 um 17:25 Uhr).
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