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Alt 20.07.2020, 09:14   #2794
schnodo
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Brett Hawke interviewt Alexander Popov - Teil 3

...es geht dem Ende zu.

Danach befragt, ob Sydney (Olympische Spiele 2000, Silber über 100 m) eine Enttäuschung für ihn war, antwortet Popov, "ja und nein; nicht wirklich." Er erinnert sich an den Pool; zum ersten Mal war er 1997 dort, als er eröffnet wurde, und ist nie damit warm geworden. Er wusste, wozu Pieter fähig war und er wusste, dass die Australier daheim sehr stark sein würden. Außerdem gab es eine besondere Situation: Gennadi war ein Teil der australischen Mannschaft. Sie trainierten die letzten drei Wochen vor den Olympischen Spielen in Melbourne. Es gab dort auch einen Wettkampf, die Victorian Open, wo er sich gut fühlte. Nach seiner Rückkehr nach Canberra zerbröselte seine Form. Aber so ist das Leben.

Weiter zu 2003 (Weltmeisterschaft in Barcelona): Wie kam sein unglaubliches Comeback zustande? Popov berichtet, dass er im Januar 2003 Australien verließ und in die Schweiz ging; das veränderte alles. Dadurch gewann er Motivation, außerdem sind die Wege in Europa kürzer. Von Australien aus dauert jede Reise Tage.

Brett Hawke war in Barcelona auch im 50-m-Finale und stolz darauf, gegen Popov antreten zu dürfen. Dort schlug Popov Hawke locker mit einer halben Länge Vorsprung. Aber in 2004 (Olympische Spiele in Athen) war alles anders. Hawke hatte erwartet, dass Popov bei den Olympischen Spielen gewinnen würde, aber dann hat nichts funktioniert. Was war geschehen? Popov erläutert, dass er es nicht geschafft hat, so viel zu trainieren wie gewohnt. Er hatte keine richtige Verletzung, aber eine stark schmerzende Schulter. Er konnte seinen Arm nicht aus dem Wasser heben und unter Wasser nicht ziehen. In dieser Saison ließ ihn sein Körper im Stich.

Wusste er nach 2004, dass seine Karriere beendet war? Ja, als er von der Lagenstaffel ins Athletendorf zurückkam, verschenkte er sein komplett Equipment an seine Teamkameraden, packte seine Sachen, zog ins offizielle IOC-Hotel um, und kam nicht wieder zurück.

Wie hat Gennadi darauf reagiert? Popov war fast 34 Jahre alt und musste sein Leben weiterführen, andere Dinge tun. Er konnte nicht ewig weiterschwimmen.

Ist er stolz auf das, was er erreicht hat? Einige Dinge hätten besser laufen können, aber die lassen sich nicht mehr korrigieren. Aber mit all dem Respekt, der ihm entgegen gebracht wurde und dem, was er erreicht hat, wäre das ein nur ein Bonus gewesen.

Sieht er sich selbst als den größten Sprinter aller Zeiten? Nein. Er ist nicht in der Position, sich selbst einzuordnen, das können nur andere. Er glaubt, sie (Brett und er?) seien vom Glück begünstigt, weil ihnen die Möglichkeit gegeben ist, zwei Leben zu leben: Das erste als Sportler und danach eines als Coach oder was auch immer sie tun möchten. Das sind zwei Chancen in einer Lebenszeit. Und sie nutzen beide.

Popov ist ein Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Er nimmt an den Sitzungen teil, ist aber nicht in Arbeitsgruppen eingebunden. Für seinen Lebensunterhalt hat er einige Firmen in Russland, und es bahnt sich gerade eine weitere Gelegenheit an.

Er hat drei Kinder, zwei ältere Söhne und eine kleine Tochter. Alle schwimmen. Seine Söhne schwimmen ziemlich gut, aber nur für sich selbst. Sein ältester Sohn ist sogar einige Zeit unter Gennadi in der Schweiz geschwommen, aber das Programm wurde eingestellt und er kam zurück nach Moskau.

War es schwer für ihn der Sohn des großen Alexander Popov zu sein? Nicht einfach. Er wurde immer etwas aufmerksamer beäugt. Dieses Gewicht lastet auf den Schultern seiner Kinder und das ist auch Popovs Verantwortung, weil er der Auslöser dafür ist.

Abschließend, gibt es eine bestimmte Einheit, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hat? Einige. In Maroochydore hat er für die Weltmeisterschaft 1998 in Perth trainiert. Es gab ein Set, 400 @ 6:00 und 100 schnell. Die 400 waren im Ausdauertempo und die 100 MVO₂(?), Renntempo. Die ersten 100 waren eine Minute irgendwas und Gennadi schrie sie an, dass sie zu langsam seien. Also schwammen sie 55 oder 54, damit er Ruhe gibt. Und das sollten sie zehnmal direkt hintereinander machen. Das war schmerzhaft, für alle. Nach acht Sets waren die Truppe am Ende und so ließ Touretski die letzten zwei Sets kicken. Das war sehr übel.

Brett merkt an, dass Popov in 50 m Kraul-Beine mit Kickboard extrem schnell war. 27,56 – weiß Popov noch genau. Man braucht, um die 50- oder 100-m-Geschwindigkeit zu unterstützen, Kraft in den Beinen. Man muss sie im Wasser und im Kraftraum trainieren. Die Hauptsache ist die Flexibilität der Beine, der Knöchel, des Knies, der Hüfte, so dass die Beine möglichst effizient arbeiten können. Generell sind im Schwimmen Flexibilität und Entspannung sehr, sehr wichtig.

Momentan (Juni 2020, Corona-Zeit, Quarantäne) befindet er sich auf dem Land, ca. 70 km weg von Moskau, in einem Haus, das sie vor 10 Jahren gebaut haben. Seine Familie ist da seit fast drei Monaten, auch seine Kinder, und dazu noch drei Hunde, Gänse, Hühner, Katzen, Truthahn. Für Lebensmittel gibt es einige Geschäfte in der Nähe und auch Milchbauern mit frischer Milch, Butter, und Käse. Frische Luft, klarer Himmel, sensationell. So lässt sich die Quarantäne aushalten.

So, das war's. Ein ziemlich langes Interview, aber Popov könnte ich ewig zuhören.
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🏊 Mein Kraul-Armzug-Video: EnglishEspañolDeutsch 🏊

Geändert von schnodo (20.07.2020 um 16:37 Uhr). Grund: Rechtschreibung
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