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DieAndy 29.06.2009 13:00

Olympionikin - von Sprint- auf Kurzdistanz
 
Sorry, wieder ein sehr langer Bericht, aber die Distanzen haben sich ja auch verdoppelt. Ich verspreche, dass ich keine Langdistanz absolvieren werde! :Cheese:

Jetzt ist er also Geschichte, mein erster WK auf der Olympischen (1,5 - 40 -10 km). Gestern am Rothsee-Triathlon-Festival teilgenommen und bin hellauf begeistert. Uns war vorher schon klar, dass es einige Zuschauer geben würde, eine gute Organisation und schön ausgewählte Strecken. Und so war es auch, unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen.

In der Woche vor dem WK war ich überhaupt nicht aufgeregt und fieberte mehr mit den anderen mit, die sich gerade auf ihren Ironman in FFM vorbereiten. Am Freitagabend ganz gemütlich gepackt, Samstag noch einen normalen Vormittag in FFM gehabt und dann um 11h losgefahren.
Bei der letzten Radinspektion am Freitag hatte ich noch festgestellt, dass der Ultremo tatsächlich Risse am Hinterrad hat und beschlossen, im Radladen oder auf der Messe am See dann vor Ort das Thema in Ruhe anzugehen.
Als wir ankamen, lief bereits der WK der Kinder und Jugend und es war schon Stimmung am Ort. Wir stellen fest, dass man bei der Pension nur Bar zahlen kann und machen uns auf den Weg, neue Mäntel zu kaufen und einen Geldautomaten zu plündern. Der Radladen hatte schon zu (macht nix) und nach der 5 Fehlermeldung sämtlicher Geldautomaten im Umkreis von 3 km machten wir uns auf nach Roth. Anscheinend hatte ein Blitzschlag einen Stromausfall ausgelöst...
Zum Glück hatten sich die Gewitter am Nachmittag verzogen und die Sonne kam heraus. Die nächste Gewitterfront sollte erst am Sonntagmorgen um 9h ankommen – na toll.
Wir haben uns den Start der Sprintdistanz angesehen und ich habe am See bei Magic Sportfood zwei neue Conti-Schlappen gekauft (2 waren im Angebot und da ich in einem Anfall von Wahnsinn blaue genommen hatte, musste ich ja zwei aufziehen).
Die waren bockig wie selten und wir haben ewig gebraucht für den Reifenwechsel. Wir wollten ja unbedingt noch koppeln und waren aber auch mit DasOe und ein paar anderen zum Abholen der Startunterlagen/Pasta essen/gemütlichen Abend verabredet.
So long. Rad lief gut, Laufen weniger und mit etwas Verspätung konnten wir uns dann auch in die lange Warteschlange einreihen und die Unterlagen abholen.

Ich war immer noch nicht aufgeregt. Der restliche Abend diente dazu, sich zu sortieren, die Wechselbeutel vorzubereiten und zu überlegen, was wann wo stattfinden sollte (I love it).
Wir waren für 6:30h zum Frühstücken verabredet.
Wie immer morgens wollte mein Magen die Nahrung verweigern, habe es aber geschafft, mir ein Honigbrötchen reinzuquälen. Dann ging alles ganz schnell. Taschen und Beutel ans Rad und ab zur Wechselzone. Alles schön aufgebaut und umsortiert, rein in den Neo und mit 400 anderen der ersten Startgruppe ran ans Wasser. Immer noch ganz gelassen, aber voller Vorfreude.
In der ersten Startgruppe waren alle Frauen und die Cracks versammelt, die restlichen 8 Startgruppen waren kleiner (insgesamt 1100 Teilnehmer).

Bevor ich richtig mit Taunusschnecke labern konnte und noch Faxen fürs Foto mache, knallt der Startschuss. Ich hatte mich ganz hinten eingereiht und hopse Richtung See. Kraule los. Das ging!!! Mein Brille lief weder an, noch störte irgend etwas.
Der Himmel war grau und der See schwarz, aber ich konnte die Bäume am Uferrand sehen und fand schnell einen Rhythmus. Ich kraulte einfach und es fühlte sich gut an. Nicht wie sonst, mit Päuschen und Herumgepienze.
Überholte Brustschwimmer, bekam keine Schläge ab. Das ging wohl so 500m gut. Mal kurz etwas Brustschwimmen und weiter gekrault. Auf der Hälfte der Strecke ging es los. Erst bekam ich nicht genug Luft. Ok, kenne ich ja, also wieder etwas Brustschwimmen, das half aber auch nicht. Mal auf den Rücken gelegt, mir beim Armzug aber Wasser in Mund und Nase geschaufelt. Also wieder gekrault. Ich wurde nervös. Etwas stimmte nicht. Dann wurde mir übel. Ich fühlte mich schwach, japste nach Luft. Strampelte in einer Mischung von Brust-Kraul und Rücken vor mich hin und sah, dass die DLRG auf mich aufmerksam wurde und näher ran kam. Ich vermute, ich wirkte wie ein verwirrter Schwimmer, und das war ich auch. Ich wollte aufgeben, es fühlte sich wie kurz vor einem Kreislaufkollaps an.

Sogar als ich kurz aufhörte zu Schwimmen (inzwischen war die Brille angelaufen und ich habe sie geflutet), wurde mein Zustand nicht besser. Mein Blick auf die Uhr zeigte, dass ich eigentlich ganz gut unterwegs war und das Ziel war auch nur noch 200m bis 300m entfernt. Also redete ich auf mich ein und überzeugte mich irgendwie, es weiter zu versuchen. Ganz ruhig erst mal atmen. Dann wieder in der seltsamen Mischung ohne Schwimmstil die letzten Meter zurückgelegt und einfach nur froh gewesen, festen Boden unter den Füßen zu haben. Meine Uhr zeigt 38ebbes an, was eine Superzeit für mich wäre. Ich glaubte ihr aber nicht, weil ich sie erst im Wasser gedrückt hatte, gefühlt lange Zeit nach dem Startschuss.
Beutel geschnappt, rein ins Zelt, schnell raus aus dem Neo und ab zum Rad. Das flutschte alles, ich klickte auch beim 1. Versuch ein und strampelte los. Nach dem ersten Anstieg (der See liegt - wie bei Seen üblich - in einer Senke) war erst einmal Atmen angesagt. Der Herzschlag bollerte in meinen Ohren. War froh, die Radstrecke gut zu kennen und so konnte ich gezielt versuchen, mich wieder zu beruhigen und mental auf den Schlossberg vorzubereiten (Anstieg 9% und nach schöner rasanter Abfahrt folgt ein weiterer Anstieg mit 9% und noch mal einer mit 10%).
Habe brav getrunken und auch etwas von meinem Riegel gefuttert. Aber weniger als sonst, denn mir war immer noch etwas übel.
Rad lief klasse, ich habe 3 Frauen und sogar einen Mann überholt (HA!) und ich war einfach nur happy. Die Zuschauer am Straßenrand waren auch sehr motivierend, besonders an den Anstiegen.

Da ist schon die WZ, ich bekomme das Rad abgenommen, schnappe den Laufbeutel und los geht’s. Selbstverständlich sehr langsam, denn ich hatte große Sorge, dass die Schwimmerei, bei der ich mich anscheinend etwas verausgabt habe, und dann die Anstiege mit dem Rad ihre Spuren hinterlassen. Ich pendelte mich wohl bei einem 7:50er pace ein und hoffte, dass das nur die ersten 2 km so sein würden. Habe versucht, mir einen Überblick über meine mögliche Endzeit zu verschaffen und war sehr überrascht. War anscheinend bei 2:15h auf die Laufstrecke gegangen.
Dank vieler nasser Schwämme und alle paar Meter Wasser oder Iso sowie leichtem Nieselregen ging es dann etwas besser. Abgelenkt mit Kopfrechnen trabte ich so vor mich hin. Als mich Frauen überholten, stellte ich mich darauf ein, letzte Frau zu werden. Das wäre egal, denn ich war ja soweit gekommen, trotz des Schwimmfiaskos auf den letzten Metern. Immerhin, es war ein Wendekurs und ich sah, dass wohl doch noch 2 Frauen hinter mir waren.
Am Anstieg, der 2 Mal zu bewältigen war, hatte jemand einen Ghettoblaster aufgestellt, der „Eye of the tiger“ dröhnt. Cool. Und die tollen Zuschauer, die so motivierend anfeuerten, haben mich auch sehr beeindruckt und stellenweise richtig gerührt. Mir war einmal sogar zum Heulen zumute.
Den 2. Anstieg bin ich gegangen und auch an den letzten beiden Getränkestationen lieber kurz gegangen, um langsam zu trinken.
Gleich war es soweit, ca 300m ins Ziel. Meine Uhr war knapp unter 3:30h. Ich konnte aber nicht wirklich Gas geben und dachte, naja, ne 3:33h wäre auch eine schöne Zahl. Als ich um die letzte Ecke bog und das Ziel in ca 100m Entfernung sah, ging es doch irgendwie. Ich rannte los.
Und dann war der WK auch vorbei und ich hatte keine Ahnung, ob ich tatsächlich unter 3:30 war. Das war auch egal, denn es war so weit von meiner befürchteten Zeit weg, dass ich einfach nur noch happy war. Ich gehe zur Verpflegung (Melonen, Bananen, Ananas, Orangen – und Tonnen von Kuchen) und versuche noch auszurechnen, wann Mike wohl ankommen könne, der 45 min nach mir gestartet war.
Treffe DasOe, die mir gleich erklärt, was ich hier schon wolle, ich sei doch viel früher da, als gedacht.
Stopfe grinsend Obst in mich rein und will gerade zum Ziel gehen, als mir Mike entgegen kommt. Er war auch viel schneller als erwartet und strahlte. Da habe ich erst einmal eine Runde geheult vor Glück und dann war alles gut.
Als ich am Nachmittag meine Zeiten erfahren habe, war ich von der schlechten Laufzeit zwar enttäuscht, aber wunderte mich auch nicht mehr, dass mir beim Schwimmen übel war. So schnell kann ich doch gar nicht schwimmen!

Mein Fazit: ich habe wohl zu wenig Gefühl beim Schwimmen für richtig oder falsch, das muss ich noch trainieren. Am Laufen muss wohl auch mal wieder gearbeitet werden.
Und: das war garantiert nicht meine letzte OD.

:liebe053: 0:37:36 swim + 1:38:16 bike (inkl 2 x Wechsel) + 1:13:38 run = 3:29:30 :liebe053:

Jetzt freue ich mich erst einmal aufs Anfeuern in FFM und Roth, am Mittwoch geht’s ins Swimmtraining und Samstag wieder aufs Rad. Aoah.

Edith sagt noch, dass Herr Hellriegel für das Ganze nur 1:55:15 gebraucht hat.

propellerente 29.06.2009 13:20

Liebe Diandy,
ich lese deine laaaangen Berichte gerne und kann daraus so einige Dinge für meine 1.OD lernen. Puh, ich werde in Braunschweig mit den Augath-Tour-Mädels starten und da sicherlich das Feld von hinten aufräumen. Macht nix, das kenne ich ja. Hauptsache FUN!! :Huhu:
Deine Leistung ist ja bemerkenswert: im Wasser verausgabt aber durchgehalten!! *TOP*, dann auf dem RR sogar ein männliches Wesen überholt *doppelt TOP* und anschl. noch den 10er absolviert und nicht entmutigen lassen!!!! *dreichfach TOP*

:liebe053: Gratulation aus Bremen sendet die Ente, die am Sonntag auch in FFM anwesend sein wird aber am Samstag erstmals die 70.3 Strecke abradeln wird (Sag mal Dieandy, bist du die schon gefahren?)

Kerk 29.06.2009 13:21

Ja, Andy, da kann ich dir ja gleich gratulieren! Hatte dir schon eine PN geschickt und kaum bin ich im Forum zurück, da sehe ich deinen Beitrag! Klasse gemacht, kann ich nur sagen :Blumen:

Ich wünsche dir eine supergute Erholung und freue dich über deinen Erfolg!

Herzliche Grüße

Kerk

jumaka 29.06.2009 13:25

Hi Andy,

das ist mal wieder ein genialer Bericht von Dir.
Da bekomm ich auch echt Lust auf meine erste OD in vier Wochen...
Herzlichen Glückwunsch zum ersten OD-Finish:Blumen:
Hört sich nach nem sehr genialen Tag für Dich an.
Stehen noch weitere Wettkämpfe für Dich dieses Jahr an?
Wenn ja: immer her mit den tollen berichten:)
Viele Grüße
Julia

bleierne_ente 29.06.2009 13:26

Allerherzlichste Glückwünsche dieandy!

Super gekämpft und eine Wahnsinnszeit erreicht! Das hast Du absolut spitze gemacht und toll durchgehalten *klatschindiehände*

:liebe053: :liebe053:

Und Dein Bericht ist super, vielen Dank dafür ich hatte gerade danz dolle Gänsehaut... :-) :Danke:

Wandergsellin 29.06.2009 13:35

Super Andy, herzlichste Glückwünsche :Blumen:

Und schreib ruhig weiter so lange und unterhaltsame Berichte, find ich genial und könnte ich auch gerne :)

Megalodon 29.06.2009 13:43

Glückwunsch !! Klasse gemacht !

Probleme bekommen, nicht aufgegeben, weiter gekämpft ... FINISH. Einfach SUPER !

Und so ein Bericht ist nicht zu lang, sondern genau das, was die Mittagspause während eines öden Bürotags aufhellt. :Blumen:

ChrisL 29.06.2009 13:52

Glückwunsch!!!
 
Hi Andy,
unbekannterweise auch von mir beste Glückwünsche! Bei einer so knackigen Radstrecke noch beachtlicher, und dann noch so ein Kampf beim Schwimmen - R-E-S-P-E-K-T!
Plane in 4 Wochen ebenfalls meine erste OD - nach der Vorbereitungs-Sprintdistanz dieses Wochenende, bei der ich zeitweise meinen OD-Startplatz gedanklich schon abgemeldet hatte, werd ich es nun aber doch angehen:Cheese:

Viel Spaß beim Regenerieren,

ciao


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